Sie ist staatlich geprüfte Hauswirtschafterin, ausgebildete Sport- und Fitnesskauffrau sowie Ernährungstherapeutin. Wenn sich jemand mit einem „healthy Lifestyle“ und gesunder Ernährung auskennt, dann ist es Michelle Eschenbacher. Gäste, die erwägen auf eine gesündere Ernährungsform umzustellen, finden in ihr direkt im Hotel Rosenalp in Oberstaufen eine besonders kompetente Ansprechpartnerin. Warum neben der Ernährungsberatung nun im Hotel auch eine Ernährungstherapie angeboten wird, was für wen geeignet ist und vieles mehr erläutert die Ernährungsspezialistin im Interview.
Michelle Eschenbacher, worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen einer Ernährungsberatung und einer Ernährungstherapie?Michelle Eschenbacher: Eine Ernährungsberatung soll das eigene Essverhalten mit gängigen Ernährungsempfehlungen in Einklang bringen, um der Entstehung von Krankheiten vorzubeugen, die durch eine ungesunde Ernährungsweise begünstigt werden. Sie ist also eine Art Primärprävention, um gesund zu bleiben. In einer solchen Beratung erarbeiten wir allgemeine Ernährungsstrategien, durch die eine Änderung von eigenen, eher ungünstigen Ernährungsgewohnheiten angestrebt wird.
Und welches Ziel verfolgt die Ernährungstherapie?
Michelle Eschenbacher: Der erste große Unterschied ist wohl: Hier geht es nicht mehr um Prävention! Bei einer Ernährungstherapie werden konkrete, individuelle Ernährungspläne und verhaltenstherapeutische Maßnahmen erarbeitet, um auf eine bereits bestehende Krankheit einwirken zu können. Denn viele Beschwerden und Krankheiten lassen sich durch Anpassungen in der Ernährung in ihrem Verlauf positiv beeinflussen bzw. regulieren. Mittels ernährungstherapeutischer Maßnahmen kann also in das Krankheitsgeschehen eingegriffen werden. Dementsprechend versteht es sich von selbst, dass die Herangehensweise hier immer sehr individuell sein muss, um Wirkung zu zeigen.
Welche Effekte sind denn möglich?
Michelle Eschenbacher: Ernährungstherapeutische bzw. diätologische Maßnahmen können dazu beitragen eine eventuell bestehende medikamentöse Behandlung positiv zu unterstützen. Gelegentlich kann eine Ernährungsumstellung sogar dazu führen, dass die medikamentöse Therapie eingestellt werden kann.
Wie lange dauert so eine Therapie bzw. wie viele Beratungen sind dafür erforderlich?
Michelle Eschenbacher: Das ist unterschiedlich. Teils lässt sich bereits mit einem einzigen Beratungsgespräch recht viel erreichen. Zu mir kommen allerdings auch Gäste, die ihren Aufenthalt im Hotel Rosenalp nutzen, um gleich mehrere Termine zu buchen.
Was erwartet den Gast, wenn er zu einer Ernährungsberatung oder Ernährungstherapie zu Ihnen kommt?
Michelle Eschenbacher: In jedem Fall eine sehr persönliche Beratung! Darauf lege ich großen Wert, denn sie ist der Grundpfeiler einer erfolgreichen Ernährungsberatung oder Ernährungstherapie. Es ist mir wichtig, bei jedem Gast auf die individuelle Situation und persönliche Wünsche einzugehen.
Wie soll sich der Gast auf ein solches Gespräch vorbereiten? Was sollte er im besten Fall mitbringen?
Michelle Eschenbacher: Gäste, die sich gesund fühlen und einfach prinzipiell Interesse daran haben ihre Ernährung zu optimieren, müssen nicht wirklich etwas mitbringen. Ich freue mich jedoch, wenn sie sich bereits vorab mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt haben und mit konkreten Fragen auf mich zukommen. Anders sieht es bei Gästen aus, die mit bestehenden Vorerkrankungen – etwa Diabetes, Gicht etc. – zu mir kommen. Hier empfehle ich aktuelle Laborwerte und einen Anamnesebogen mitzubringen. Auf diese Weise kann ich mir ein deutliches Bild vom aktuellen Gesundheitszustand machen. Generell gilt: Bitte keine Scheu – alle Fragen zum Thema gesunde Ernährung sind willkommen!
Bei welchen Krankheitsbildern empfehlen Sie unbedingt, bewusster auf eine gesunde Ernährung zu achten. Oder anders gefragt: Wo lassen sich damit tatsächlich Verbesserungen erzielen?
Michelle Eschenbacher: Oh, da gibt es eine ganze Reihe von Empfehlungen!Besonders sinnvoll ist die Ernährungstherapie etwa bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten, wie Fruktose-, Histamin- oder Laktoseintoleranz. Weiters bei den meisten Magen- und Darmerkrankungen, wie Gastritis, Morbus Crohn, Zöliakie, Reizdarmsyndrom, Verstopfung, Sodbrennen etc.
Wo ist eine Ernährungstherapie ebenfalls ratsam?
Michelle Eschenbacher: Bei Essstörungen, Übergewicht und damit verwandten Krankheiten, wie Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck, Fettleber und Diabetes mellitus Typ 2 sowie bei chronischen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder der Nieren ist eine Ernährungstherapie absolut ratsam. Außerdem bei Gicht, Rheuma, Morbus Bechterew, Multipler Sklerose, Osteoporose oder Neurodermitis. Selbst bei Krebs leistet gesunde Ernährung einen wertvollen Beitrag zur Behandlung.
Kann ein Kuraufenthalt von 2 – 3 Wochen im Gesundheitszentrum & Spa Rosenalp bereits als „Weichenstellung“ in punkto Ernährungsumstellung angesehen werden? Oder ist es eher ein erstes Bekanntschaft machen mit gesunder Ernährung?
Michelle Eschenbacher: Um eine systemische – also den ganzen Stoffwechsel betreffende –Veränderung zu erzielen braucht es in der Regel mindestens ein paar Wochen. Abnehmerfolge, die der Gesundheit ja auch guttun, treten wiederum oft schon binnen Kurzem ein. Eine ernährungsmedizinische Therapie zielt grundsätzlich darauf ab, die Ernährungsgewohnheiten dauerhaft umzustellen. Über die kurzfristigen Verbesserungen hinaus, geht es also um eine wirklich langfristige Ausbalancierung der Nährstoffzufuhr.
Das Gesundheiitsresort & Spa Rosenalp ermöglicht eine professionelle, ernährungstherapeutische Begleitung direkt vor Ort? Wie wertvoll ist das für den Gast?
Michelle Eschenbacher: Nicht bloß ich stufe diese als sehr wertvoll ein. Wir merken das auch daran, wie sehr das Angebot geschätzt und wie gut es angenommen wird. Die Rosenalp ist ja ein auf Gesundheitsprävention und Fastenkuren spezialisiertes Hotel. Die Gäste kommen also bereits mit dem Wunsch und dem Bewusstsein zu uns, ihrer Gesundheit etwas Gutes tun zu wollen. Die Nachfrage nach einer professionellen Begleitung dabei ist groß.
Das Kurangebot der Rosenalp ist breit gefächert. Wie oft macht es eigentlich Sinn eine Kur zu machen?
Michelle Eschenbacher: Ein- bis zweimal im Jahr zu fasten ist absolut empfehlenswert. Ich persönlich finde den Frühling und Herbst ideal für eine Fastenkur.
Ist es ratsam auch verschiedene Kurkonzepte auszuprobieren?
Michelle Eschenbacher: Absolut! Nur so kann man herausfinden welche Fastenkur einem am besten liegt und wo für einen selbst der größte Nutzen liegt. Wir Menschen sind individuelle Wesen und fühlen uns dementsprechend auch mit unterschiedlichen Kuren wohl.
Wie können Sie Gäste dabei unterstützen oder dazu motivieren, ihren gesunden Ernährungsweg zu Hause fortzusetzen? Im Alltag fällt man ja mitunter schnell wieder in altbekannte Muster zurück.
Michelle Eschenbacher: Wie so oft im Leben ist Erfolg eine Frage der Selbstdisziplin! Es liegt an jedem selbst, wie konsequent er den Therapieplan umsetzt. Prinzipiell abraten möchte ich allerdings davon, in stressigen Zeiten mit einer Ernährungstherapie zu beginnen. In einer solchen Phase ist die Gefahr einfach zu groß, rasch wieder in gewohnte Verhaltensmuster zurückzufallen. Da folgt dann zum Beispiel auf das süße Trostpflaster das schlechte Gewissen und gleich darauf der Gedanke: Jetzt habe ich es eh schon verbockt! Dann kann ich auch gleich so weitermachen wir früher.
Was können Sie dem Gast also mit auf den Weg geben, um durchzuhalten?
Michelle Eschenbacher: Fakt ist: Eine Ernährungsumstellung erfordert am Anfang tatsächlich allerhand Willenskraft. Wer die aufbringt, wird sich aber schon bald über positive Veränderungen freuen können. Die Erfahrung, sich und seiner Gesundheit selbst helfen zu können, darf einen auch mit Stolz erfüllen. Dieses beflügelnde Gefühl stärkt wiederum das Selbstbewusstsein und fördert den Therapieerfolg. Durchhalten lohnt sich also in jeder Hinsicht.
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