In grauer Vorzeit waren wir Menschen Jäger und Sammler. Ständig in Bewegung, entweder auf der Suche nach Essbarem oder auf der Flucht vor wilden Tieren. Ruhe oder gar Trägheit kannte die Menschheit dazumal nicht. Sie konnte sich das schlichtweg nicht leisten, weil sie nicht überlebt hätte. Zwar verfügen wir Menschen immer noch über einen Körper, der für Bewegung gemacht ist: Einen Körper, mit dem wir laufen, springen, klettern und vieles mehr tun können. Unser Bewegungsapparat hat sich im Laufe der Evolution sogar weiterentwickelt. Selbst mit den modernsten Technologien der heutigen Zeit ist es immer noch nicht wirklich gut möglich, teils einfachste Bewegungsabläufe dieses meisterhaften Konstrukts aus Knochen, Muskeln und Sehnen künstlich nachzuempfinden. Doch wir Menschen scheinen uns dieses von der Natur gegebenen Schatzes immer weniger bewusst zu sein. Denn wir vernachlässigen zusehends das, was unser Körper eigentlich kann. Und wir geben ihm auch immer weniger das, was er braucht, um gesund und fit zu bleiben: Bewegung. Aktivität. Sport. Das hat negative Auswirkungen, die sich in der Volksgesundheit widerspiegeln.
Moderner Lebensstil als Gefahr
Die Folgen mangelnder Bewegung sind zu einem großen Teil unserem modernen Lebenswandel geschuldet: Der Mensch ist im Laufe der Jahrtausende vom wagemutigen, agilen Mammutjäger zu einem Wesen geworden, dessen erklärtes Ziel es ist, Dinge zu entwickeln, die sein Leben bequemer machen: Dank Autos müssen wir nicht mehr zu Fuß gehen, dank Fahrstühlen nicht mehr Treppensteigen. Dank Fernbedienungen können wir im Sitzen Geräte per Knopfdruck steuern. Dank Smartphones und Onlineshopping vom Sofa aus einkaufen oder Essen bestellen. Die Corona Pandemie hat außerdem vermehrt dazu beigetragen, dass wir uns nicht mal mehr aus den eigenen vier Wänden bewegen, wenn wir zur Arbeit müssen: Viele sitzen neuerdings im Homeoffice vor dem Computer und werden das wohl noch lange, wenn nicht für immer so tun.
Hausgemachte Volkskrankheiten
Da eine Vielzahl der Menschen heutzutage in Bürojobs arbeitet, darf man sich über die gesundheitlichen Folgen für unsere Gesellschaft nicht wundern. Man muss wahrlich kein Genie sein, um beurteilen zu können was gesünder ist: Ein Job, bei dem man den ganzen Tag über in Bewegung ist – im Idealfall an der frischen Luft? Oder das Dauersitzen vor dem Computer. Laut einer Studie des Robert Koch Instituts (RKI) waren im Laufe des Jahres 2020 rund zwei Drittel aller Deutschen von Rücken- und Nackenschmerzen betroffen. Und im Schnitt gehen alljährlich etwa 25 % aller Arbeitsunfähigkeitstage auf das Konto diverser Wirbelsäulenerkrankungen. Daneben begünstigt der allgemeine Bewegungsmangel die Entstehung weiterer Krankheitsbilder, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Fettleibigkeit, Metabolisches Syndrom, Infektionskrankheiten, Entzündungen und sogar Depressionen oder Demenz.
Aktiv gegensteuern
Gesamthaft betrachtet hat sich die Menschheit noch nie so wenig bewegt wie heute: Doch jeder hat es selbst in der Hand dagegen etwas zu unternehmen. Wenn wir nicht mehr körperlich aktiv sein müssen, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen oder uns mit Nahrung zu versorgen, müssen wir Bewegung eben auf anderen Wegen in den Alltag integrieren. Das muss nicht zwingend bedeuten, vom Couch-Potato zum Spitzensportler zu mutieren. Denn Bewegung lässt sich mit etwas gutem Willen geschickt bereits in die täglichen Abläufe einbringen: Treppensteigen, anstatt den Lift zu nehmen. Zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Im Laden einkaufen, statt sich die Onlineeinkäufe nach Hause liefern zu lassen. Mit all dem kann man bereits viel bewirken. Wesentlich effektiver lässt sich die körperliche, geistige, aber auch seelische Gesundheit jedoch mit einem regelmäßig angewandten Bewegungs- oder Sportprogramm stärken.
So positiv wirken Bewegung und Sport
Regelmäßige körperliche Aktivität ist einer der wichtigsten Bausteine, um sich seine Gesundheit zu erhalten: Organe halten dadurch ihre lebenswichtigen Funktionen aufrecht, die Energiebilanz bleibt in Balance, das Körpergewicht bewegt sich in einem normalen, gesunden Rahmen und die Ausschüttung von Endorphinen – den sogenannten Glückshormonen – während des Sports sorgt auch emotional für Hochstimmung.
Wie sich ein aktiver Lebenswandel mit Sport und Bewegung im Detail auf die Gesundheit auswirken kann und was Sie dafür tun können, verraten wir Ihnen gerne.
- Herz-Kreislauf-System Bei körperlicher Anstrengung schlägt das Herz häufiger und pumpt mehr Blut in den Körper, damit er ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Treibt man regelmäßig Sport, passt sich das Herz-Kreislauf-System an diese Belastung an: Der Herzmuskel wird gestärkt und besser durchblutet. Mit jedem Herzschlag wird mehr sauerstoffreiches Blut in den Körper gepumpt. Das Herz arbeitet insgesamt effizienter, wodurch die Herzfrequenz sowohl in Ruhephasen als auch unter Belastung sinkt. Dadurch lässt sich mit regelmäßiger Bewegung das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall senken. Ideal geeignet: Nordic Walking, Wandern, Radfahren, Cardiotraining.
- Immunsystem Regelmäßige Bewegung steigert sowohl die Anzahl als auch die Aktivität der körpereigenen Abwehrzellen. Das macht den Körper robuster und stärkt ihn im Kampf gegen Viren oder Entzündungen. Das Immunsystem wird insgesamt gestärkt. Ideal geeignet: Ausdauersportarten, vor allem an der frischen Luft, wie Wandern, Nordic Walking, Langlaufen, Bergsteigen.
- Fettverbrennung Bei Bewegung und Sport hat unser Körper einen höheren Energiebedarf. Diesen deckt er, indem er Glukose und Fett verbrennt, die als Energiereserven im Körper eingelagert sind. Zusätzlich trägt der Aufbau von Muskelmasse zur Fettverbrennung bei, denn Muskeln haben selbst im Ruhezustand einen höheren Energiebedarf als anderes Körpergewebe. Ideal geeignet: Joggen, Walking, Schwimmen, Radfahren, Krafttraining, Intervalltraining.
- Muskel-Skelett-System Mit Sport und Bewegung kräftigen wir unsere Stütz- und Bewegungsmuskulatur, stärken aber auch unser Skelettsystem: Durch die Anregung des Knochenstoffwechsels wird eine höhere Knochendichte gefördert, womit man einer Osteoporose aktiv vorbeugen kann. Auch die Bandscheiben, die als eine Art Stoßdämpfer zwischen den einzelnen Wirbeln fungieren, werden durch die kontinuierliche Be- und Entlastung bei Bewegung und Sport elastisch gehalten. Ideal geeignet: Joggen, Krafttraining, Nordic Walking , Wandern, Pilates, Qi Gong, Gymnastik (für Muskeln und Knochen), Schwimmen, Yoga, Walken, Gymnastik (für die Bandscheiben).
- Psyche Bei sportlicher Aktivität und Bewegung werden die Stresshormone Cortisol und Adrenalin abgebaut. Dafür werden vermehrt Dopamin, Serotonin und Endorphine ausgeschüttet – Hormone, die bewirken, dass wir Glücksgefühle empfinden und uns wohlfühlen. Bei regelmäßigem Sport kann sich die Konzentration der beiden Erstgenannten im Körper sogar dauerhaft erhöhen. Sport stärkt zudem das Selbstbewusstsein und die mentale Stärke, denn wer fit ist, fühlt sich automatisch auch stärker und attraktiver. Bewegung zeigt zudem positive Wirkung bei Angstzuständen oder Depressionen. Ideal geeignet: Mannschaftssportarten, Radfahren, Laufen, Wandern, Yoga.
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