Auf fünf Säulen ruht das vom bayerischen Pfarrer Sebastian Kneipp zwischen 1841 und 1897 entwickelte Kneipp Naturheilverfahren, das sowohl präventiv als auch zur Linderung bei bestehenden Krankheiten angewendet wird. Zu den bekanntesten Behandlungsformen zählen die Kneipp´schen Wasseranwendungen, allen voran das Wassertreten und die Armbäder. Das sogenannte Kneippen erfreut sich auch heute noch allgemein großer Beliebtheit. Denn mit geringem Aufwand lassen sich damit Immunsystem und Abwehrkräfte stärken, Durchblutung und Stoffwechsel anregen und selbst Stress abbauen. 600 Kneipp-Vereine mit rund 160.000 Mitgliedern sorgen allein in Deutschland dafür, dass das Wissen um die Kneipp´sche Lehre nicht verloren geht. Wie wertvoll es allgemein eingeschätzt wird, zeigt die Tatsache, dass die Deutsche UNESCO-Kommission das Kneippen 2015 in das Bundesweite Verzeichnis Immaterieller Kulturerbe aufnahm.
Gesunde Wasseranwendungen
Insgesamt kennt man an die 120 verschiedenen Wasseranwendungen, was einen großen Spielraum beim Eingehen auf individuelle Beschwerden erlaubt. Schon aufgrund von Temperatur, zeitlicher Dauer und Anzahl der Anwendungen ergeben sich nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Neben den Kaltwasser-Anwendungen erweisen sich auch Wechselanwendungen mit Warm- und Kaltwasser als effektiv. Wichtig ist lediglich, dass die Anwendung als angenehm empfunden wird. Um die Wirkung zu verstärken, sollte das Wasser nach dem Kneippgang nur abgestreift und nicht abgetrocknet werden.
Was passiert beim Kneippen?
Durch den Temperaturreiz des Wassers reagiert der Körper mit einer Ausgleichsreaktion. So ziehen sich etwa bei Kaltwasser die Gefäße erst zusammen, um nach einer kurzen Reaktionsphase mit verbesserter Durchblutung für eine aktive Wiedererwärmung zu sorgen. Interessant ist, dass der lokal gesetzte Reiz auf den gesamten Körper einwirkt. Durch regelmäßige Anwendung der Kalt-Warm-Reize können Gefäße also optimal trainiert werden und damit immer schneller auf Temperaturreize von außen reagieren.
Tipps zum richtigen Kneippen:
- Wenden Sie kaltes Wasser nie auf kalter Haut an – sorgen Sie für eine aktive Vorerwärmung bzw. nach dem Kneippgang für entsprechende Wiedererwärmung z. B. durch Bewegung.
- Planen Sie einen Kneippgang nie direkt nach Mahlzeiten oder körperlicher Anstrengung – achten Sie auf eine Pause von mindesten 30 Minuten.
- Gönnen Sie sich nach einer Kneippanwendung Ruhe und Erholung.
- Achten Sie auf Ihr subjektives Wohlgefühl nach dem Kneippgang. Reagieren Sie mit Herzklopfen oder können sich nicht mehr erwärmen, war der Temperaturreiz zu stark.
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