Johann Schroth lernte früh die Härte des Lebens kennen. Als er neun Jahre alt war, starb sein leiblicher Vater. Nach der neuerlichen Heirat seiner Mutter zog er auf den Hof seines Stiefvaters, wo ihn mit 18 Jahren der nächste Schicksalsschlag ereilte: Bei seiner Arbeit als Fuhrmann wurde er durch den Hufschlag eines Pferdes so schwer verletzt, dass sein Knie nicht mehr vollends heilte. Es blieb steif. Ein Wandermönch riet dem ansonsten kräftigen, jungen Mann daraufhin, das Knie mit kalten Umschlägen zu behandeln. Johann Schroth beherzigte den Rat. Er wickelte nasse Tücher um sein verletztes Knie und band diese mit trockenen Lacken zu einem kompakten Verband, um weiterhin seiner Arbeit nachgehen zu können. Schon bald merkte er, wie gut die feuchte Wärme, die durch diesen Wickel entstand, seinem verletzten Knie tat. Nach einigen Wochen hatte sich der Zustand des Knies derart verbessert, dass er es wieder bewegen konnte. Von diesem außergewöhnlichen Heilungserfolg angespornt, entwickelte er die Methode der feuchten Umschläge immer weiter, bis hin zum Ganzkörperwickel.
Lehrmeister Natur
Zeitgleich beobachtete Johann Schroth das Vieh: War es krank oder verletzt, trank es kaum, bewegte sich wenig und verweigerte das Futter. Er war sich sicher: Würde man dieses Verhalten auf den Menschen übertragen, würde es auch zu dessen Heilung beitragen. Der Grundstein für die spätere Schrothkur, mit ihren vier Säulen aus Schroth´schen Schwitzpackungen, Schroth´scher Diät, dem Wechsel aus Trink- und Trockentagen sowie aus Ruhe und Bewegung, war damit gelegt. Und die Methode hatte Erfolg: Immer häufiger kamen Kranke, um sich vom vielerorts bereits als Wunderdoktor bezeichneten Johann Schroth behandeln zu lassen.
Neid und Missgunst
Der Erfolg, den Johann Schroth mit seinem Naturheilverfahren hatte, rief aber zwangsläufig auch Neider auf den Plan. Schließlich war Johann Schroth ein einfacher Fuhrmann. Ärzte und Apotheker liefen Sturm gegen ihn und sein Naturheilverfahren. Sie bezeichneten ihn als Kurpfuscher und Scharlatan. Keiner der studierten Mediziner wollte wahrhaben oder gar akzeptieren, dass sich mit der Heilmethode von Johann Schroth teils bessere Erfolge erzielen ließen als mit den Erkenntnissen und Heilmethoden der Schulmedizin. Sogar ins Gefängnis brachte die Missgunst den mittlerweile hoch angesehenen Naturheiler zwischenzeitlich. Doch der Erfolg der Schrothkur war nicht mehr aufzuhalten.
Wundersame Heilung
Seine endgültige Anerkennung als Naturheiler verdankte Johann Schroth schließlich der Heilung des Prinzen Wilhelm von Württemberg. Dieser war im Krieg schwer verwundet worden. Namhafte Ärzte versuchten verzweifelt, sein durch einen Schuss verletztes Bein zu heilen. Letztendlich mussten sie dem Prinzen jedoch zu einer Amputation raten. Doch der wollte nichts davon wissen und wandte sich an Johann Schroth. Über mehrere Monate behandelte dieser den Adeligen mit seinem Naturheilverfahren und es gelang ihm tatsächlich, das Bein zu heilen und dessen volle Funktionalität wiederherzustellen. Prinz Wilhelm von Württemberg war begeistert und dankte es Johann Schroth auf seine eigene Weise: Er verlieh ihm den Titel Naturarzt und erteilte ihm die Berechtigung, die von ihm entwickelte Schrothkur als Naturheilverfahren ganz offiziell anzuwenden.
Von Nieder-Lindewiese nach Oberstaufen
Dr. Hermann Brosig ist es zu verdanken, dass heute Oberstaufen im Allgäu die Heimat der Schrothkur ist. Im Zuge des zweiten Weltkriegs und des Flüchtlingsstroms Richtung Westen musste die Kuranstalt von Johann Schroth im schlesischen Nieder-Lindewiese 1945 aufgelöst werden. Im Jahr 1947 floh auch Dr. Brosig von Nieder-Lindewiese nach Oberstaufen. Schnell erkannte er, dass die Schönheit der Landschaft des Allgäus und das heilsame Klima Oberstaufens beste Voraussetzungen für die Anwendung der Schrothkur boten. Dr. Brosig war nach wie vor von der Heilkraft des von Johann Schroth entwickelten Naturheilverfahrens überzeugt. Und er hatte ausreichend Wissen über die Schrothkur, um Oberstaufen als deren neue Heimat zu etablieren. Heute ist der Allgäuer Ort Oberstaufen das einzige anerkannte Schroth-Heilbad Deutschlands und Sitz des Deutschen Schrothverbandes. Dieser überwacht nach wie vor streng die Einhaltung der Qualitätsstandards. Das Gesundheitsresort & Spa Rosenalp ist als anerkannter Schrothkurbetrieb eine der besten Adressen in Oberstaufen, wenn man eine Schrothkur machen will. Seit mehr als 45 Jahren wird das Naturheilverfahren im herrlichen Wohlfühl- und Verwöhnambiente angeboten.
Wissenswertes und Interessantes zur Schrothkur:
- Den Namen verdankt das Naturheilverfahren seinem Entwickler – dem Fuhrmann und späteren Naturarzt Johann Schroth (1798 – 1856).
- Die Schrothkur ist eine mehrwöchige Kur zur Entschlackung des Körpers, mit dem Ziel, diesen zu entgiften, zu entschlacken und zu entsäuern.
- Die Kur basiert auf den vier Schroth´schen Säulen: Der Schroth´schen Diät, den Schroth´schen Schwitzpackungen, dem Wechsel von Trink- und Trockentagen sowie von Ruhe und Bewegung.
- Bei der Schrothkur handelt es sich um eine unterkalorische Diät, die ausschließlich unter kurärztlicher Betreuung durchgeführt werden darf. In der Rosenalp steht dafür ein eigenes Gesundheitszentrum unter Leitung der des Ärzteteams Dr. Fink zur Verfügung.
- Die Kur ist als Heilverfahren bei folgenden Indikationen anerkannt: Metabolisches Syndrom, Erkrankungen der Atemwege, Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule und Gelenke, rheumatische Erkrankungen, Hauterkrankungen, Migräne oder Beschwerden mit dem Magen-Darm-Trakt.
- Die positiven Auswirkungen auf die Lebensqualität von Diabetes-Patienten konnten in einer Pilotstudie wissenschaftlich nachgewiesen werden.
- In der Rosenalp werden verschiedene Schrothkur-Pakete angeboten. Der größte Effekt lässt sich mit einer dreiwöchigen Kur erzielen.
Foto: @Oberstaufen Tourismus
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