Der Atem rast, das Herz pocht wie wild und die Muskeln brennen. Jeder, der Sport treibt, hat all das nach einer fordernden Sporteinheit bereits erlebt. Und doch ist da auch dieses alles durchflutende Glücksgefühl, das einen die körperliche Anstrengung von soeben nahezu vergessen lässt. Es ist ein geradezu rauschartiger Glückszustand, der sich nach dem Laufen, Radeln, Schwimmen oder dem Training im Fitnessstudio einstellen kann. In Läuferkreisen hat man diesem Phänomen einen Namen gegeben: Runners High! Der Begriff steht für die beflügelnde Hochstimmung, von der zum Beispiel Marathonläufer immer wieder berichten. Nun muss man nicht unbedingt Marathons laufen, um Bekanntschaft mit diesem euphorischen Gefühl zu machen. Denn glücklich macht Sport nicht erst im Bereich von Marathondistanzen. Noch besser ist aber die Nachricht, dass sich prinzipiell jede Form des Ausdauersports eignet, um danach „happier“ durchs Leben zu gehen.
Körpereigene Glücklichmacher
Sport hat eine ganzheitlich gesunde Wirkung auf den Menschen. Doch abgesehen vom reduzierten Risiko für die Entstehung diverser Krankheitsbilder, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes Typ 2, spielt er auch für unser seelisches Befinden eine bedeutende Rolle. In wissenschaftlichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass regelmäßig betriebener Sport die Gefahr eine Depression zu entwickeln deutlich mindern kann. Und selbst in der akuten Phase einer Depression können Bewegung und Sport zu einer Verbesserung der Symptome beitragen. Das ist mit ein Grund, warum beides häufig fixer Bestandteil der Therapiemaßnahmen ist. Verantwortlich für die positive mentale Wirkung sind verschiedene Hormone und Neurotransmitter, die wir bei körperlicher Aktivität produzieren. Auch wenn es anfangs Überwindung kostet, sich aufzuraffen, den viel zitierten „inneren Schweinehund“ zu überwinden, loszurennen, sich aufs Rad zu schwingen oder ins Fitnessstudiozu gehen: Bereits nach kurzer Zeit macht sich dank dieser Botenstoffe ein wohliges Gefühl in einem breit. Man fühlt sich gut in seiner Haut! Die Stimmung hebt sich. Es stellt sich ein Gefühl der Euphorie ein, das auch nach Beendigung der Sporteinheit anhält.
Bahn frei für Glückshormone & Co
Forscher und Sportwissenschaftler weltweit untersuchen seit Jahren die Ursachen und Vorgänge in unserem Körper, die für die stimmungsaufhellende Wirkung von Sport verantwortlich sind. Sie kommen dabei immer wieder zu neuen Erkenntnissen und überraschenden Ergebnissen. Tatsächlich sind es eine ganze Reihe von Hormonen und Botenstoffen, die Einfluss auf unsere Empfindungen haben.
- Endorphine
Lange galten sie als die ganz großen Glücklichmacher. Doch mittlerweile weiß man, dass diese Botenstoffe eigentlich zu groß sind, um vom Blut ins Gehirn zu gelangen und dort Glücksgefühle auszulösen. Ihre Ausschüttung bei körperlicher Anstrengung hat vielmehr einen anderen, aber nicht weniger wirksamen Effekt: Die zu den Opioiden zählenden Botenstoffe entspannen, lösen Ängste und lassen uns Schmerzen besser ertragen. Brennen also die Beine nach ein paar Kilometern oder einem besonders anstrengenden Anstieg mit dem Rad, sind es die Endorphine, die dafür sorgen, dass wir durchhalten.
- Endocannabinoide
- Dopamin
Das als Glückshormon bezeichnete Dopamin ist nicht nur ein Hormon, sondern auch ein sogenannter Neurotransmitter. Es wirkt damit nicht nur über die Blut-, sondern auch über die Nervenbahnen. Im Gehirn aktiviert Dopamin eine Art Belohnungseffekt und fördert damit den Antrieb und die Motivation. Es sorgt also faktisch dafür, dass wir das gute Gefühl nach einer absolvierten Sporteinheit immer wieder erleben wollen.
- Serotonin
Als Wohlfühlhormon bekannt, beschert uns Serotonin ein Gefühl von innerer Zufriedenheit. Es versetzt uns in eine positive Grundstimmung und fördert ganz allgemein unser Wohlbefinden. Im Zusammenwirken mit Dopamin und Noradrenalin wirkt es sogar wie ein richtiger Glückscocktail. Die Serotonin-Produktion lässt sich übrigens nicht nur durch Sport ankurbeln, sondern auch durch gewisse Nahrungsmittel. Good News für alle Schleckermäulchen: Auch Schokolade gehört dazu.
- Adrenalin
Wird es brenzlig im Leben, schüttet unser Körper Adrenalin aus. Das Hormon befähigt uns dazu in Extremsituationen fokussiert zu denken und zu handeln. Und es lässt uns alle Energiereserven mobilisieren, die es braucht, um eine Gefahrensituation zu meistern. Zu Urzeiten brauchte der Mensch dieses Überlebens-Elixier vor allem auf der Jagd. Heutzutage sucht er den damit einhergehenden Kick vermehrt auch bei Extremsportarten.
- Noradrenalin
Ebenso wie Adrenalin wird Noradrenalin in Stresssituationen vermehrt freigesetzt. Es sorgt für eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit, ein gesteigertes Reaktionsvermögen, schärft den Geist und fördert die Konzentration. Alle Empfindungen, welche die geforderte Höchstleistung in irgendeiner Form negativ beeinflussen könnten, werden durch den Neurotransmitter vorübergehend ausgeschaltet und wir agieren extrem fokussiert.
- Cortisol
Auch Cortisol ist ein Stresshormon, das uns prinzipiell dabei unterstützt Stresssituationen zu meistern. Heutzutage tragen die Anforderungen in Beruf, Familie und Freizeit sowie eine ungesunde Ernährung jedoch vielfach dazu bei, dass wir einen chronisch erhöhten Cortisolspiegel haben. Regelmäßige Bewegung und Sport führen auf vollkommen natürliche Weise zur Senkung des Stresshormons und erhöhen gleichzeitig die eigene Toleranz gegenüber Stress, machen uns also stressresistenter.
Mehr Sport, mehr Glücksgefühle
Sport macht uns zufriedener, selbstbewusster, leistungsfähiger und rundum happy! Das sind ausreichend gute Argumente, um regelmäßig die Sportschuhe zu schnüren. Mit den richtigen Tipps schaffen Sie das auch im stressigen Alltag:
- Sport muss Spaß machen! Dann macht man ihn gerne und bleibt dran. Deshalb ist es so wichtig die richtige Sportart oder das passende Trainingsprogramm für sich zu wählen. Denn auch wenn gefühlt die halbe Welt mittlerweile dem Joggingtrend erlegen ist – kostet es Sie jedes Mal Überwindung laufen zu gehen, ist es einfach nicht das Richtige für Sie.
- Räumen Sie Ihrem Sportprogramm dieselbe Bedeutung ein wie Ihren Businessmeetings oder privaten Verpflichtungen. Planen Sie Ihre Sporteinheiten fix ein und blocken Sie dafür auch Zeit in Ihrem Kalender. Die Ausrede keine Zeit für Sport zu haben, gilt dann nicht mehr. Und noch etwas ist daran positiv: Die Routine! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – und hat er sich erst mal daran gewöhnt Montag, Mittwoch und Freitag zum Sport zu gehen, dann bleibt das auch so.
- Suchen Sie sich einen Trainingspartner, schließen Sie sich einer Trainingsgruppe an oder werden Sie Mitglied in einem Sportclub. Auch Sport ist etwas, das gemeinsam einfach mehr Freude macht. Ausserdem können Sie sich gegenseitig motivieren, wenn einer mal nicht mag. Auch der Ansporn sich zu verbessern ist gleich ein bisschen größer.
- Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Auch Sie müssen nicht in wenigen Monaten zum Marathonläufer mutieren oder ganze Tagesetappen am Bike absolvieren. Wichtiger ist es dran zu bleiben und die Freude am Sport nicht zu verlieren. Setzen Sie sich kleine Ziele, die machbar sind und steigern Sie sich langsam, aber konsequent. Viele Etappen-Erfolgserlebnisse zwischendurch sind motivierend und lassen Sie am Ende auch das große Endziel erreichen.
- Sie sind ausgelaugt und müde vom langen Tag und der Arbeit. Das Wetter ist auch miserabel. Aber eigentlich steht heute Sport am Programm. Ist die Motivation im Keller und scheint der „innere Schweinehund“ mal wieder unüberwindbar groß, hilft nur eins: Tricksen Sie sich selbst aus! Rufen Sie sich ganz bewusst das Glücksgefühl in Erinnerung, das Sie jedes Mal nach dem Sport empfinden! Lenken Sie all Ihre Aufmerksamkeit auf das Hochgefühl, das Sie haben werden, wenn Sie sich jetzt überwinden – und doch zum Sport gehen.
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