Wir leben in einer schnelllebigen, komplexen Welt, in der wir unsere wertvolle Zeit sinnvoll nutzen müssen. Wohl auch deshalb neigen wir dazu, so ziemlich alles zu organisieren und zu planen. Nicht bloß im Berufsleben, sondern auch in unserem Familien- und Privatleben scheint heutzutage alles seinen fixen Platz zu haben. Im Grunde richten wir unser gesamtes Leben nach einer Planung aus. Die sieht dann vielfach so aus: Erst Schule und Ausbildung, danach – na klar – ein paar Jahre auf die Karriere fokussieren, um dann irgendwann in den Hafen der Ehe einzulaufen und eine eigene Familie zu gründen. Viele haben eine klare Vorstellung davon, wo sie in drei, sechs oder gar zehn Jahren stehen werden. Wir machen heutzutage kaum noch etwas, ohne es vorab bis ins Detail zu durchdenken. Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen, ist für viele schlicht nicht vorstellbar. Zugegebenermaßen wird dies in unseren durchgetakteten Alltagen auch immer schwieriger. Selbst der Nachwuchs bekommt das bereits zu spüren. Auch dessen Tage sind mit Schule, diversen Sport-, Musik- oder Theaterkursen minutiös verplant. Dass sich Kids spontan in der Nachbarschaft zum Spielen treffen, ist vielerorts bereits eine Seltenheit. Vielmehr werden die Kleinen von ihren vielbeschäftigten Eltern zu vorab organisierten Play-Dates mit Freunden chauffiert. Dieses Übermaß an Ordnung und Struktur im Leben mag hilfreich dabei sein, den Alltag zu meistern und uns ein Gefühl von Sicherheit geben. Doch es führt auch zu einer Art Starrheit, in der das Leben nur mehr wenig Neues und Überraschendes zu bieten hat. Durch unser selbstgewähltes Verharren in der Komfort- und Sicherheitszone berauben wir uns der Chance, uns auf das Abenteuer Spontaneität einzulassen. Wir verpassen all die schönen und unerwarteten Momente, die sie uns bescheren kann.
Warum wir Respekt vor Spontaneität haben
Nennen wir das Kind beim Namen: Für etwas mehr Spontaneität im Leben fehlt uns mitunter schlicht und einfach der Mut! Wir haben gelernt, dass eine gewisse Routine und das Einhalten von Regeln Sicherheit geben. Und das Bedürfnis nach Sicherheit ist riesig – zumindest für die meisten von uns. Das Sich-Anpassen an die Normen der Gesellschaft bedeutet, mit dem Fluss mitzuschwimmen, nicht anzuecken oder unangenehm aufzufallen. Zudem hindern uns gelegentlich auch die Erwartungen von Familie und Freunden daran, die eigenen PIäne einfach mal über Bord zu werfen und uns ganz spontan auf etwas einzulassen. Zu einem gewissen Part hängt dieses Angepasstsein übrigens auch mit unserer Persönlichkeitsstruktur zusammen: Prof. Dr. Wiebke Bleidorn von der Universität Zürich hat im Rahmen ihrer Studien festgestellt, dass es manchen Menschen deutlich leichterfällt spontan zu sein als anderen. Vor allem ein hohes Selbstwertgefühl, ein starkes Selbstvertrauen, Offenheit und Neugierde verleiten Menschen eher dazu, auf ihr Bauchgefühl zu hören und intuitiv Entscheidungen zu treffen. Je gewissenhafter und ängstlicher jemand ist, desto schwerer tut er sich mit dem Thema Spontaneität.
Wie Spontaneität unser Leben beeinflusst
Spontane Entscheidungen können wie frische Brisen im Leben wirken. Sie geben uns die Möglichkeit uns lebendig zu fühlen. Und sie machen das Leben schöner und glücklicher. Dazu muss man wissen: Es braucht dafür nicht mal bahnbrechende Veränderungen, mit denen sich das eigene Leben um 180 Grad dreht. Auch kleine Entscheidungen eröffnen uns bereits die Chance, Überraschendes zu erleben, Neues zu entdecken oder spannende Menschen kennenzulernen. Ein spontanes Ja zu einem Konzertbesuch, der nicht geplante Besuch einer Vernissage am Abend oder die kurzfristige Einladung der Nachbarn zum Aperitif können unvergessliche Erlebnisse bereithalten oder zu neuen Bekanntschaften führen, von denen wir noch lange zehren. Im Alltag warten genügend Chancen, mit denen sich der Monotonie des Alltags ein Schnippchen schlagen lässt. Dinge einfach passieren zu lassen oder auf eine Gelegenheit zu reagieren, die sich mal eben so ergibt, ist eine wunderbare Möglichkeit, sich eine Portion Glück und ein Gefühl von Freiheit ins Leben zu holen. Mit einem schönen Nebeneffekt: Unser Gehirn schüttet dabei Glückshormone aus! Das führt wiederum dazu, dass wir durch unser intuitives Handeln das eigene Wohlbefinden und langfristig sogar die psychische Gesundheit stärken.
Warum Spontaneität erfolgreich macht
Globalisierung und Digitalisierung haben unser Leben in vielen Bereichen verändert. Auch im Berufsleben erfordern die rasant voranschreitenden Entwicklungen von uns Spontaneität und die Flexibilität, sich auf Neues einzulassen. Wer an bewährten Abläufen und Lösungen festhält oder sich Veränderungen gänzlich verschließt, wird im Berufsleben über kurz oder lang auf der Strecke bleiben. Die Welt – und damit auch der berufliche Erfolg – gehört jenen, die neuen Entwicklungen offen gegenüberstehen. Diese Menschen haben keine Scheu davor ihre Komfortzone zu verlassen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Dabei auch mal Fehler zu machen oder gar zu scheitern, ist erlaubt. Denn im Rahmen einer neuen Aufgabe oder Position können sich zwangsläufig Fehler einschleichen oder müssen sogar einkalkuliert werden. Der offene Umgang damit ist die Basis eines Lernprozesses. Ganz nach dem Motto: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Fehler zu machen lehrt uns, es das nächste Mal einfach besser zu machen. Nur die Fehler, die man gemacht hat, wird man zukünftig vermeiden können. Die Berufswelt ist voll erfolgreicher Menschen, die aufgrund intuitiver Entscheidungen während ihrer Karrieren auch mal Rückschläge hinnehmen mussten.
Wie wird man selbst spontaner
Spontaneität ist eine Charaktereigenschaft, die nicht jeder Mensch von Natur aus besitzt. Aber sie lässt sich entwickeln. Wer im Alltag immer wieder intuitiv Entscheidungen trifft, ohne lange zu überlegen oder umfangreiche Pläne zu schmieden, kann seine Spontaneität praktisch wie einen Muskel trainieren. Beginnen sollte man dafür mit kleinen, spontan getroffenen Entscheidungen im Alltag. Sie helfen dabei, die eigene Intuition und das Vertrauen in das eigene Bauchgefühl zu stärken. Nach und nach wächst dann der Mut, die eigene Komfortzone zu verlassen. Als Belohnung dafür locken unbezahlbare Erlebnisse, Erfahrungen und Erinnerungen.
Mit den nachfolgenden Tipps und Tricks können Sie Ihre eigene Spontaneität Schritt für Schritt steigern:
- Seien Sie offen für Neues
Lassen Sie sich von Ihrem inneren Kontrollfreak und Ihrem Sicherheitsdenken nicht einschränken! Sagen Sie stattdessen öfter "Ja" zu spontanen Einladungen oder Vorschlägen. Oder ergreifen Sie die Chance, wenn Ihr Chef das nächste Mal einen Verantwortlichen für ein neues Projekt sucht, selbst wenn Sie Respekt vor der neuen Aufgabe und den damit verbundenen Herausforderungen haben. Unter Umständen ist genau diese Entscheidung der Schlüssel für Ihren nächsten Karriereschritt.
- Angst ist ein schlechter Begleiter
Überwinden Sie Ihre Ängste und werfen Sie Ihre Zweifel über Bord! Verlassen Sie Ihre Komfortzone und lassen Sie sich auf das Unbekannte ein! Die Welt gehört den Mutigen. Sie werden schnell merken, mit wie viel neuer Energie und Lebensfreude Sie für Ihre Spontaneität belohnt werden.
- Leben Sie im Hier und Jetzt
Wenn Sie ewig an Vergangenem festhalten oder ständig damit beschäftig sind, Ihre Zukunft zu planen, haben Sie keinen Blick für die Chancen, die Ihnen das Leben in der Gegenwart bietet. Spontaneität heißt offen sein für alles, was Ihnen das Leben HEUTE bietet. Greifen Sie einfach zu und genießen Sie den Moment!
- Haben Sie (etwas) Geduld
Die brauchen Sie nämlich, wenn Sie entscheiden zukünftig spontaner sein zu wollen. Beginnen Sie klein und steigern Sie sich nach und nach. Mit jeder einzelnen, intuitiv getroffenen Entscheidung verinnerlichen Sie das Spontansein mehr und mehr. Und bis es so weit ist, dürfen Sie sich über viele kleine Erfolgsmomente und schöne Erlebnisse freuen.
- Schrauben Sie Ihren Anspruch an Perfektion herunter
Spontan zu sein bedeutet, auch Fehler machen zu dürfen. Betrachten Sie diese nicht als persönlichen Misserfolg, sondern als Chance, daraus zu lernen. Lassen Sie Fehler zu und nutzen Sie diese als Ansporn dafür, kreative und flexible Lösungen zu finden, mit denen Sie Ihre Fehler korrigieren können.
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